Mit Ökostrom lässt sich das grüne Gewissen beruhigen. Aber nicht jeder kann sich diesen vermeintlichen Luxus leisten. Doch wie teuer ist Ökostrom tatsächlich?
Ob der grüne Strom teurer ist als herkömmlicher Strom, hängt davon ab, in welchem Tarif die Kunden derzeit sind und welche Art sie wollen. „Wer seinen Strom aus der teuren Grundversorgung bezieht, zahlt auch bei echten Ökostromanbietern weniger“, sagt Thorben Becker vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).
Denn die Grundversorgung ist so teuer, dass selbst echter Naturstrom unterm Strich günstiger ist. Ansonsten muss man bei Naturenergie genau hinschauen: Ökostrom ist nämlich nicht gleich Ökostrom.
Atomstrom im grünen Strommantel
Denn auch Atomstrom oder Strom aus klimaschädlichen Kohle-Kraftwerken kann als grüner Strom angeboten werden. Möglich machen das die so genannten RECS-Zertifikate („Renewable Energy Certificate System“). Erzeuger, die Strom aus regenerativen Quellen herstellen, bekommen für ihren Strom RECS-Zertifikate und können diese an andere Stromerzeuger verkaufen. Beispiel Norwegen.
In diesem Land kommt der Strom fast ausschließlich aus Wasserkraft, norwegische Firmen bekommen dafür Zertifikate. Diese können sie an deutsche Unternehmen weiterverkaufen. Die deutschen Versorger können dann mit Hilfe der Zertifikate ihren billigen Atom- oder Kohlestrom zu – ebenfalls billigem – Strom aus erneuerbaren Energien umetikettieren. „So wird Dreckstrom zu Ökostrom“, ärgert sich Thorben Becker vom BUND.
Anbieter von reinem Ökostrom
Wer das nicht will, sollte entweder zu einem reinen Ökostrom-Anbieter gehen oder zumindest Strom mit einem anerkannten Ökostromsiegel kaufen. Zu den bekanntesten Anbietern gehören Greenpeace Energy, Lichtblick, Naturstrom, Strommixer und die Elektrizitätswerke Schönau.
Sie verkaufen ausschließlich grünen Strom aus regenerativen Energien (Wasser, Windkraft, Sonnenenergie, Biomasse und Geothermie) und legen Wert darauf, dass ein Teil der Einnahmen in den Bau neuer Anlagen fließt. Allerdings hat das seinen Preis. Die reinen Ökostromanbieter sind teurer als die Angebote für Naturstrom der konventionellen Versorger.
Wer seinen Anbieter wechseln und langfristig Geld sparen möchte, kann sich über den folgenden Stromrechner informieren. Unter dem Punkt “weitere Optionen” lassen sich über eine zusätzliche Schaltfläche auch Ökostromanbieter anwählen.
Ökostrom mit Siegel
Weniger streng, dafür aber billiger sind Stromtarife mit Ökostrom-Gütesiegeln. Auch diese setzen in den meisten Fällen voraus, dass ein Teil der Einnahmen in den Bau neuer Anlagen investiert wird und dass die Anlagen ein gewisses Alter nicht überschreiten. Allerdings sind die Voraussetzungen von Siegel zu Siegel unterschiedlich.
Siegel gibt es von verschiedenen Einrichtungen wie dem TÜV Nord, dem TÜV Süd oder der Landesgewerbeanstalt Bayern.
Verbraucher- und Umweltschützer empfehlen jedoch zwei andere Siegel: das Gütesiegel „OK Power“ und das „Grüner-Strom-Label“. „OK Power“ wird vom Verein Energievision vergeben, hinter dem das Öko-Institut e.V. und die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen stehen. Das „Grüner-Strom-Label“ wurde 1998 von verschiedenen Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutzverbänden, darunter dem BUND, ins Leben gerufen.
Nachhaltige Energie aus der Steckdose
Wer grünen Strom bestellt, bekommt aber keinesfalls reinen Ökostrom geliefert – egal, bei welchem Anbieter er unterschreibt. Denn der Strom, der aus der Steckdose kommt, ist immer derselbe, egal, ob man Billig- oder Grünstrom gekauft hat.
Dennoch hat die Entscheidung für grünen Strom Konsequenzen: Je mehr Verbraucher sich für Ökostrom entscheiden, desto größer ist der Anteil, den der Strom aus erneuerbaren Energien an der gesamten Energieerzeugung hat – je mehr Ökostromkunden es gibt, desto mehr Ökostrom fließt in den großen Stromsee.
Tipp: Nutzen Sie unseren Stromvergleich, um den für Sie passenden Tarif zu finden.