Mehr als jeder zweite Haushalt in Deutschland verwendet Erdgas als Energiequelle zum Heizen. Daher ist es umso wichtiger, dass man einen Überblick über die aktuelle Gaspreisentwicklung behält, um sich so günstige Angebote zu sichern. Häufig profitieren die Verbraucher nur bedingt und zeitversetzt von den gesunkenen Einkaufpreisen.
Aus diesem Grund sollte man, wenn sich die Gaspreise ändern, immer sein Sonderkündigungsrecht nutzen und die aktuell günstigeren Angebote nutzen. Mit dem passenden Gastarif kannst du so einige Hundert Euro im Jahr sparen. Es lohnt sich deshalb meistens, Gaspreise miteinander zu vergleichen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Gaspreis setzt sich drei wesentlichen Bestandteilen zusammen: Die Kosten für die Beschaffung und Vertrieb inkl. Marge des jeweiligen Gasanbieters, die Steuern und Abgaben an den Staat sowie das Netzentgelt des Netzbetreibers.
- Die Importpreise für Erdgas sind seit 2019 sehr niedrig, was jedoch nur langsam oder nicht in vollem Umfang an die Verbraucher weitergegeben wird. In 2021 ist die CO2-Steuer auf das Erdgas neu hinzugekommen und machten den Preis entsprechend teurer.
- Bei steigenden Gaspreisen kannst du durch einen Wechsel einige Kosten sparen. So sind die Gastarife bei Grundversorgern meist um einiges höher als bei alternativen Anbietern.
Hintergründe: Was du über die Gaspreisentwicklung wissen solltest
In unserem Ratgeber haben wir für dich alle wichtigen Informationen über die Gaspreisentwicklung zusammengestellt und die häufigsten Fragen dazu beantwortet.
Wie setzt sich der Gaspreis zusammen?
Im Grunde setzten sich die Gaspreise ähnlich wie bei Strom aus verschiedenen Bestandteilen zusammen. Die wesentlichen Faktoren sind dabei:
- die Kosten für die Beschaffung und Vertrieb inkl. Marge des jeweiligen Gasanbieters
- die Steuern und Abgaben an den Staat sowie
- das Netzentgelt des Netzbetreibers
Deren Anteile können je nach Gastarif etwas variieren. Knapp die Hälfte deiner Erdgaskosten werden in der Regel der Gasbeschaffung und dessen Vertrieb zugeführt. Dein Gasanbieter muss das Gas auf dem Großmarkt einkaufen und es anschließend lagern und an die Haushalte liefern.
Das Netzentgelt für die Netznutzung zur Verteilung des Erdgases macht etwa ein Viertel deiner Gasrechnung aus. Dieser Betrag wird an den Gasnetzbetreiber weitergeleitet, welcher dann den Transport des Gases über das öffentliche Netz zu deinem Haushalt ermöglicht.
Je nach Region gibt es nur einen Netzbetreiber und daher werden die Kosten dafür von Regulierungsbehörden alle fünf Jahre neu bestimmt und sind auf das entsprechende Wohngebiet angepasst. Im Gegensatz zu Strom ist der restliche Anteil von 25-30 Prozent, der für Erdgas an den Staat geht relativ gering.
Die Kosten beinhalten gewöhnlich 19 Prozent Mehrwertsteuer, etwa 9 Prozent Erdgassteuer sowie eine Konzessionsabgabe, die bei Sonderverträgen bei ca. 1 Prozent liegt in der Grundversorgung jedoch höher ausfällt. (1) Seit 2021 wurde zudem eine zusätzliche CO2-Steuer auf Erdgas von ca. 7 Prozent neu eingeführt.
Wie haben sich die Gaspreise in den letzten Jahren entwickelt?
Die Gaspreisentwicklung zeigt bis 2009 ein recht konstantes Preisniveau mit nur leichten Preissteigerungen bis 2013. Zwischen 2013 und 2016 konnte man schließlich eine stetige Minderung der Gaspreise feststellen, bis die Beschaffungspreise schließlich in 2017 ihren Tiefpunkt mit dem durchschnittlichen Preis von 5,73 ct/kwh erreichten.
Von den fallenden Preisen konnten die Verbraucher jedoch nur sehr zeitverzögert profitieren.
Ab 2017 stiegen die Erdgaspreise für die nächsten zwei Jahre wieder an und erreichten zuletzt ihren Höhepunkt in 2019 mit 6,17 ct/kwh im Durchschnitt.(3) Seit dem sind die Beschaffungspreise wieder gesunken, wovon vor allem Kunden in neuen Sonderverträgen profitieren konnten. In 2021 kam anschließend noch die CO2-Steuer hinzu, welche den Erdgaspreis wieder etwas erhöht hat.
Wie wird sich der Gaspreis weiterentwickeln?
Trotz der recht günstigen Erdgaspreise in den letzten Jahren, rechnen Experten langfristig mit steigenden Preisen. Die zukünftige Gaspreisentwicklung hängt dabei von verschiedenen Faktoren ab. Zum einen steigen die Abgaben an den Staat durch die zusätzliche CO2-Steuer und machen das Erdgas für den Verbraucher entsprechend teurer.
Diese soll bis 2025 jährlich erhöht werden. Weiterhin können Netzentgelte ebenfalls für Preissteigerungen sorgen, wenn auch in Zukunft die Modernisierung der Netze vorangetrieben wird.
Viele Sektoren in der Industrie wechseln von Öl zu Gas.
Entscheidenden Einfluss wird auch der Energiemarkt in den kommenden Jahren haben. Da die Industrie durch die günstigeren Preise immer mehr Gas anstelle von Öl bevorzugt, werden die Erdölvorräte in Zukunft sinken und zu einer steigenden Nachfrage für Erdöl sorgen.
Dies hat zur Folge, dass die Preise für den Energieträger steigen. Zudem ist Gas ein fossiler Brennstoff und damit endlich. Je mehr die Gasvorräte beansprucht werden, desto höher wird der Preis für die Verbraucher ausfallen.
Wann steigt oder sinkt der Gaspreis?
Steigende Gaspreise können von verschiedenen Faktoren verursacht werden. Zum einen wird der Preis für Gas ähnlich wie bei den Konsumgütern durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Wenn die Nachfrage steigt und das Angebot gleich bleibt, werden die Preise dementsprechend steigen.
Experten rechnen mit einem Gaspreisanstieg.
Neben diesem marktwirtschaftlichen Prinzip können auch höhere Netzentgelte den Gaspreis für die Verbraucher in die Höhe treiben. Branchenkenner rechnen in 2021 mit einem Anstieg der Gebühren von etwa 2 Prozent. Auch hängen die Preise von den Beschaffungskosten für Erdgas ab. Steigen diese, so erhöhen die Lieferanten entsprechend auch die Konditionen.
Weiterhin können auch Großhandelspreise die Entwicklung der Gaspreise beeinflussen. Diese sind zuletzt noch angestiegen, zeigen jedoch zu Beginn von 2021 Tendenzen in eine andere Richtung. Auch das Angebot an Gas spielt eine wesentliche Rolle. Wenn alle Gasspeicher der Anbieter ausgelastet sind, wird das Gas zu günstigeren Preisen an die Verbraucher verteilt.
Sind Öl- und Gaspreis aneinander gekoppelt?
Lange Zeit – seit den 60er Jahren – waren die Gaspreise an die Erdölpreise gebunden. Dabei wurde der durchschnittliche Ölpreis innerhalb eines bestimmten Zeitraumes als Ausgangswert mit einem zeitlichen Verzug von etwa sechs Monaten für den Erdgaspreis angesetzt.
Stiegen die Ölpreise, so konnte man eine ähnliche Entwicklung bei den Gaspreisen beobachten. Dies sollte damals für mehr Preisstabilität und Planungssicherheit für Investitionen in der Erdgasbranche sorgen.
Nach zunehmender Kritik aufgrund fehlender Transparenz und konstanten Preissteigerungen wurde diese Bindung jedoch 2010 aufgehoben. Dennoch bleibt eine gewisse Abhängigkeit von dem Ölmarkt bestehen. Als alternativer Energieträger zu Öl, steigt automatisch die Nachfrage im Erdgasbereich, wenn die Ölpreise teurer werden. Daher ist der Energiemarkt ebenfalls ein wichtiger Faktor in der Gaspreisentwicklung.
Was können Verbraucher bei steigenden Gaspreisen tun?
Als Verbraucher ist es besonders wichtig die Gaspreisentwicklungen im Auge zu behalten. Hierbei sollte man auch regelmäßig die Preise zwischen den verschiedenen Anbietern vergleichen. So sind die Gastarife bei Grundversorgern meist um einiges höher als bei alternativen Anbietern, wobei ein Wechsel mehrere Hundert Euro im Jahr sparen könnte.
Kommt es zudem vonseiten des Gasanbieters zu einer Preiserhöhung, kann man Gebrauch von seinem Sonderkündigungsrecht machen.
Hierbei ist es möglich kurzfristig auf einen anderen Anbieter zu wechseln. Seit Kurzem gibt es immer mehr Anbieter, die ihr Erdgas kurzfristig und damit zu den aktuellen, günstigen Konditionen einkaufen und dementsprechend das Gas günstig anbieten können. Meist ist hier ein Wechsel also lohnend und du kannst dich so zumindest vorübergehend vor den steigenden Gaspreisen schützen. Auch nehmen umweltfreundlichere Alternativen wie Fernwärmeanbieter immer weiter zu und stellen eine gute Alternative zu Erdgas dar.